Montag, 2. Mai 2016

260 Milliarden für die lieben Freunde



Inzwischen weiß man, dass durch die Stiftungen der MNB, der ungarischen Nationalbank, die vom früheren Fidesz-Wirtschaftsminister György Matolcsy geführt wird, der sich ein Gehalt von 5 Mio. HUF genehmigt, rund 260 Mrd. Forint (ca. 835 Mio. EUR) an Freunde und Bekannte verteilt wurden. Zu den Deckgeschäften zur Verschleierung des Diebstahls öffentlicher Gelder gehörte unter anderem auch ein Teppichankauf von einer MSZP-nahen Firma (die ungarischen Sozialisten). Von diesem Unternehmen wurden Teppiche zum Quadratmeterpreis von Eigentumswohnungen erstanden.

Um zu veranschaulichen, was mit dieser Summe von 260 Mrd. HUF in Ungarn alles gemacht werden könnte:
Man könnte rund 50 neue Fußballstadien bauen (da erscheint ja die Ankündigung der Regierung von letzter Woche, in den nächsten Jahren noch 32 Stadien zu bauen geradewegs bescheiden), die Summe in Wohnungen umgerechnet (auch in Ungarn herrscht großer Mangel an leistbarem Wohnraum) wären das 26.000 Wohnungen, d.h. also eine Kleinstadt.
Würde man je eine Milliarde HUF für die Sanierung eines Krankenhauses verwenden, könnte man 260 Krankenhäuser in menschenwürdigen Zustand bringen. So viele Krankenhäuser gibt es in Ungarn gar nicht.
Wenn man annimmt, dass 300.000 Menschen im Gesundheitswesen arbeiten, könnte deren Lohn monatlich um 72.000 HUF erhöht werden. Durch die Lohnerhöhung würden an Steuern 100 Mrd. HUF ins Budget zurückfließen, 26 Mrd. in die staatliche Rentenkasse.
Die Pensionen könnten um monatlich 21.000 HUF erhöht werden (eine beträchtliche Summe bei ungarischen Pensionen). Die Krankenkasse erhielte in Folge 18 Mrd. zusätzlich.

Freitag, 4. März 2016

„Wir werden aus Ungarn kein Europa machen"



Es ist besser, individuell zu handeln als gemeinsam nichts zu tun“, war das Bonmot unter dem Orbáns allfreitägliches nationales Briefing stand. Damit reagierte er auf Merkels Warnung, dass eine einzelstaatliche Krisenbehandlung zu nichts führe. Orbán lobte sich, dass er voriges Jahr den ersten Schritt gemacht habe und somit Ungarn das „geschützteste“ Land der EU sei.
Die Kosten für den Schutz gegen die „Migranten“ habe Ungarn alleine getragen, nur 4-5 Mio. Euro, „die uns zustehen“ seien aus der EU gekommen, die internationalen Quellen seien verschwindend gering gewesen. Dazu meinte er, „in der EU wird das Geld auf andere Weise gezählt“, deshalb habe er vorerst keine weiteren EU-Geldmittel zur Bewältigung der Flüchtlingskrise angefordert, weil diese auch mit weiteren Verpflichtungen verbunden sein könnten und somit der Handlungsspielraum der Regierung beschränkt würde.
Er hielt es weiters für unverständlich, wie Griechenland es dulden konnte, dass seine Grenzen zu existieren aufgehört hätten, und warum es die „Migranten“ von den Inseln auf das Festland gebracht habe. „Das sind rätselhafte Dinge“, meinte Orbán und erklärte, dass man das auch anders hätte lösen können.

„Wir werden aus Ungarn kein Europa machen, dieses Land bleibt ein sicherer Ort“, meinte Orbán und bekräftigte, dass man bereit sei, auch an der rumänischen Grenze die Überwachung zu verstärken, sollten sich die Migrationsbewegungen in Richtung Ungarn wiederum verstärken.

Martin Schulz schlaumeiere, wenn er erklärt, er verstehe nicht, warum man über 1300 Flüchtlinge eine Volksabstimmung abhalten müsse. Orbán meinte, man arbeite in Brüssel an einem ständigen Verteilungssystem und dagegen wolle er mit der Volksabstimmung auftreten. Denn viele glaubten, die Flüchtlingspolitik könne dem Volkswillen widersprechen, der Liberalismus pralle also auf die Demokratie. Es stelle sich nicht die Frage, was eine Regierung denkt, sondern was die Menschen wollten, die Ungarn gehörten in das Lager der demokratischen Völker, deshalb würden die Menschen auf jeden Fall befragt.

„Andy Vajna dürfen wir auch nicht vergessen“, meinte Orbán im Zusammenhang mit dem Oscar-Erfolg des ungarischen Films "Der Sohn des Saul". [Andy Vajna hat dereinst Filme wie Rocky und Terminator produziert und ist heute die ungarische Filmförderung in einer Person.] Er sei „einer der mutigsten Ungarn“, der im „Wespennest“ der ungarischen Filmindustrie Ordnung gemacht habe und die Möglichkeit schuf, dass solche Filme entstehen können.

Donnerstag, 3. März 2016

Es war einmal ein Mädchen



Es war einmal ein Mädchen, das hieß Ibolya. Sie war lieblich und schön, nur ein wenig untreu. Ihr Bräutigam sagte zu ihr, Ibolyka, mein Herz und meine Seele, wenn du mich noch einmal hintergehst, erschieß ich dich. Oder besser jetzt gleich. Und er erschoss sie. Das Mädchen war tot, auch die Zeitungen schrieben darüber. Was für eine schöne Geschichte! sagten die Ungarn, sowas lesen wir gern. Am schönsten wäre aber, wenn man den Bräutigam auch noch aufhängen würde. Oder wenn er sich erschießen würde oder aus dem Fenster springen.


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 ÜS: CP


Aus Alíz Mosonyi: Ungarnmärchen (Magyarmesék)