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Sonntag, 2. April 2017

Bis alles Feuer fängt



In der zum Großteil von Székler-Ungarn bewohnten Kleinstadt Gyergyószentmiklós/Gheorgheni im rumänischen Siebenbürgen wurden am Freitag Roma-Häuser angezündet.

Ein Gastkommentar von Boróka Parászka, Mitarbeiterin des Radios Marosvásárhely/Târgu Mureș, Journalistin von Magyar Narancs, 168 óra, Erport.



Eines der brennenden Häuser.
Quelle: www.gyindex.ro


Die Welt blickt jetzt auf Budapest und die CEU. Zurecht. In die Kirchen, die Universitäten und in die eigenen Vier Wände der Menschen sind bisher nur die entschlossensten Regime eingedrungen. Es gibt keine eindeutigeren Zeichen für die Allmacht der Herrschenden. Doch neben der Budapester Front (wo Akademiker, Studenten sich organisieren, Briefe schreiben und mit Solidarität rechnen können) wurde in Gyergyószentmiklós/Gheorgheni, einer wohl wenigen bekannten Kleinstadt in Siebenbürgen, eine weitere Front eröffnet. Man kann sie als Fortsetzung dessen sehen, was in Budapest passiert. Organisierte Gruppen haben in Selbstjustiz Häuser angezündet. Zum Spektakel wurden auch Zuschauer gerufen. Vor der versammelten Menge schlug man Frauen und Kinder – laut Berichten klatschten die Anwesenden Beifall und feuerten den Schlägertrupp an. Die angegriffenen Männer mussten sich in einer Reihe aufstellen und sich dann niederknien. Die Presse wurde – auch das wurde von Anwesenden berichtet – bei der Arbeit gestört, daran gehindert, die Ereignisse zu dokumentieren. Stunden vergingen, bis aus der benachbarten Komitatshauptstadt Verstärkung für die örtliche Polizei angekommen war und der Gewalt ein Ende bereitet wurde.
Gyergyószentmiklós, diese wunderbare, oft im Stich gelassene, verratene Kleinstadt, wo einst mit den Szeklern eine große jüdische und armenische Gemeinde lebte, ist ein regionales Zentrum. In der Region Gyergyó und im Gyergyóer Becken tuschelt man nun, dass sich das Feuer ausbreiten werde, jederzeit könne auch das eine oder andere Haus in den umliegenden Dörfern brennen. Ich erhalte immer mehr Briefe von dort Lebenden. Ich erhalte auch Drohungen. Und Hilfeschreie von Lehrern, Journalisten, Intellektuellen. Auch sie haben - wie die Lehrenden der CEU, die Studenten, Mitarbeiter - ein ungutes Gefühl, Angst. Doch ihre Ängste hier sind von ganz anderer Natur. Sie fürchten sich vor der radikaleren Form der Willkür, der Übermacht der Regierung: der entfesselten Selbstjustiz. Die Peitsche wird in der Politik geschlagen, doch hier knallt sie und verursacht tiefe, blutende Wunden. Ich ersuche alle, diese Geschichte in das große Ganze einzufügen. Schaut gleichzeitig auf Budapest, Gyöngyöspata (1), Olaszliszka (2) und Gyergyószentmiklós. Denn das hängt alles zusammen. Erkennt die Bedrohung, seht die Opfer und zeigt Zivilcourage! Für uns alle. Für euch selbst.


(1) In Gyöngyöspata herrschte ein rechtsradikaler Jobbik-Bügermeister, der 2011 die Romabevölkerung in seiner Gemeinde wochenlang von unformierten Rechtsextremisten terrorisieren ließ.

(2) In Olaszliszka wurde 2006 ein Gymnasiallehrer, der ein Mädchen angefahren hatte, aber unverletzt blieb, von einem Roma-Mob vor den Augen seiner zwei Töchter zu Tode geprügelt.

Freitag, 8. Juli 2016

»Wir wollen Bäume, keine Stümpfe!«



Presseinformation
                                                                                                                     
»Wir wollen Bäume, keine Stümpfe!«

Auch in Berlin lebende Ungarn protestieren gegen die geplante Abholzung von etwa 1000 Bäumen im Budapester Stadtwäldchen (ungarisch: Városliget). Die Kundgebung findet am Samstag, 9. Juli um 17 Uhr vor der Ungarischen Botschaft in der Nähe vom Brandenburger Tor statt.

»Fälle nicht alle Bäume!« – dieses uralte und doch wieder aktuelle Lied des ungarischen Musikers Levente Szörényi macht seit einigen Tagen auf Facebook die Runde. In Berlin lebende Ungarn haben nun genau diese Botschaft an die Adresse der Regierung von Viktor Orbán. Die für Samstagnachmittag geplante Demonstration ist ein Ausdruck der Solidarität mit den Demonstranten in Budapest und gleichzeitig eine Aktion, um die Aufmerksamkeit der europäischen Medien zu erregen.


 


Auf Facebook bitten die Organisatoren darum, zur Demonstration so viel wie möglich mitzubringen, womit man den Geist und das Ziel der Aktion vergegenwärtigen kann: Fahrräder, Grills, Bälle, Decken oder Hunde. Sachen also, die man auch in den Park mitnehmen würde. Mit den Bildern, die bei der Kundgebung entstehen sollen, wollen die Organisatoren die Aufmerksamkeit der deutschen und der ungarischen, aber auch anderer europäischen Medien auf den Konflikt lenken, bei der es nicht nur um den Schutz von etwa 1000 Bäumen geht, sondern auch um einen Bauplan, der die Meinung der großen Mehrheit der Budapester Bevölkerung ignoriert. Bei dieser abermals willkürlich beschlossenen und profitgierigen Investition der ungarischen Regierung können die Berliner Demonstranten auch nicht das Argument akzeptieren, dass es sich bei den im Stadtwäldchen geplanten Monsterbauten um eine Investition in die Kultur handeln würde. Die Kulturpolitik der letzten Jahre zeugt nämlich genau vom Gegenteil. Sie ist geprägt von der Kastration der vielfältigen, kreativen, experimentierfreudigen und spannenden ungarischen Kultur, von der Einführung der indirekten Zensur und von der Vergewaltigung der Demokratie.


Kontakt: Farkas Eszter
Tel.: 00-49-176-6717-2535
Sprachen: Deutsch, englisch, ungarisch

Valaczkay Gabriella:
Tel.: 00-49-179-623-9198
Sprachen: Deutsch, englisch, ungarisch

Berlin, den 8. Juli 2016