Im Juni 2017 hat die Verwaltung des 8. Bezirks in Budapest das Auróra Kulturzentrum einer 18stündigen Razzia durch die Polizei unterzogen. Es folgten zwei Verordnungen zur Schließung des Gastronomiebetriebes von Auróra. Dieses Ereignis fügt sich in den derzeitigen politischen Trend in Ungarn, in dem rechtsextremistische Ideen und Politik zunehmen, die Kommunikation der Regierung spaltet und nicht verbindet und der Premierminister den Wechsel von einer „liberalen“ zur „illiberalen“ Demokratie fordert.
Angesiedelt im sozial und ethnisch heterogenen 8. Bezirk Budapests ist Auróra ein Zentrum für alternative Kultur und soziales Engagement. Hier sind Dutzende von NGOs angesiedelt, die für und mit marginalisierten und stigmatisierten Gruppen arbeiten, z.B. Roma, LGBTQI*, Sexarbeiter*innen, Menschen mit Suchtproblemen, Obdachlose u.a Auróra wurde 2014 von der jüdischen Organisation Marom gegründet als Nachfolgeort des 2012 geschlossenen sozio-kulturellen Treffpunktes Siraly. In Auróra hat auch die progressive jüdische Gemeinde Dor Hadash ihren Sitz. Zu den wichtigsten Zielen des Auróra-Projektes gehören die Stärkung der Zivilgesellschaft durch Schaffung von Vernetzungsplattformen und inklusiven Räumen, Unterstützung der Kooperationen zwischen den dort arbeitenden Organisationen sowie durch erfahrungsbasierte, künstlerische und lokal verankerte aktivistische Praxis soziale Gerechtigkeit zu fördern.
Auróra stellt NGOs Büroräume zu subventionierten Mieten zur Verfügung, bietet kostenlos oder zu ermäßigten Preisen Dienstleistungen sowie Unterstützung durch Freiwillige. Diese Leistungen finanziert Auróra als „social enterprise“ durch Einnahmen aus seinem Gastronomiebetrieb.
Auróra hat kontinuierlich progressive soziale Bewegungen unterstützt und an ihren Protesten teilgenommen, so auch kürzlich, als die ungarische Regierung Gesetzgebung erlassen hat, die die Arbeit der renommierten Central European University (CEU) zu beeinträchtigen versucht sowie auch gegen den „Auslandsagentenerlass“ zur Kontrolle von internationalen NGOs und die anti-semitischen Kampagnen gegen CEU-Initiator und -Unterstützer George Soros. Im Juni dieses Jahres fand bei Auróra eine Polizeirazzia statt, weil das Zentrum als Drogenumschlagplatz unter Verdacht steht. 15 Besucher*innen wurden verhaftet. Lediglich zwei Personen waren im Besitz von Eigenbedarfsmengen von Cannabis, davon eine, der Marijuana zu medizinischen Zwecken verschrieben wurde. Darauf hin hat der Bürgermeister des 8. Bezirks Auróra die Handelslizenz entzogen, wodurch 80% aller Einkünfte entfallen.
Auróra hält den Betrieb aufrecht, braucht aber Unterstützung zur Weiterführung seiner sozialen Aktivitäten und für Rechtsbeistand zur Wiedererlangung der Handelslizenz. Auróra ist ein wichtiger Teil der ungarischen Zivilgesellschaft und des Stadtlebens in Budapest und seinem 8. Bezirk. Auróra ist ein Ort, an dem Kunst und soziales Engagement Hand in Hand gehen. Deshalb rufen wir zur Solidarität auf. Am 20. August 2017, ab 19:00 im ZK/U, Siemensstr. 27, Berlin-Moabit, präsentieren Filme und Gespräche über die Situation von Auróra im breiteren Kontext der aktuellen politischen Lage in Ungarn. Der Eintritt ist, aber Spenden sind sehr willkommen. Unterstützung ist auch online möglich: http://auroraonline.hu/support-us/?lang=en
Diese Veranstaltung wird organisiert von Freie Ungarische Botschaft und One World Berlin Human Rights Film Festival mit freundlicher Unterstützung von ZK/U Zentrum für Kunst und Urbanistik.
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