Gekürzte Fassung des Artikels auf hungarianspectrum vom 18.
Feber 2020
Die Wochenzeitschrift HVG hat eine Video-Podcast-Reihe
namens Fülke (Wahlkabine) ins Leben gerufen, in der dort tätige Journalisten die
Meinung von Analysten zu aktuellen Ereignissen einholen. Die jüngste Folge
wurde gestern aufgenommen, Márton Gergely befragte den Politologen Zoltán
Lakner über die Rede zur Nation, die Orbán am Sonntag hielt. Gegen Ende des
Gesprächs erklärte Lakner, er ist einer der unabhängigsten Beobachter der
ungarischen Politik, dass für ihn der anstößigste Teil der Fidesz-Parteiveranstaltung
in diesem Jahr die Anwesenheit hochrangiger Militäroffiziere gewesen sei. Ihre
Anwesenheit erinnerte Lakner an die dunkelsten Tage der kommunistischen
Parteiherrschaft.
Generäle auf der Fidesz-Veranstaltung, 16. Feber 2020 |
Viktor Orbán sorgte dafür, dass auch jeder von der
Anwesenheit zahlreicher Offiziere in Uniform erfuhr. Nach einigen Sätzen über
die Bedeutung einer nationalen Armee und ihrer Bereitschaft zum militärischen
Einsatz, betonte er die Notwendigkeit qualifizierter Soldaten und Offiziere: „Deshalb
freue ich mich, dass die anwesenden Offiziere meiner Einladung gefolgt sind.
Ich heiße sie willkommen. Wie alle sehen, ist die Armee zurückgekehrt. Ich
bitte Sie, dafür zu sorgen, dass die Soldaten in Zukunft nicht nur bei
Parteiveranstaltungen, sondern bei Regierungs- und Bürgerveranstaltungen
anwesend sind und ihren ehrenvollen Platz in der ungarischen Gesellschaft
einnehmen. So wie es in der Vergangenheit war.“
So sprach Orbán auf der Fidesz-Parteiveranstaltung, auf der seit
Orbán 2002 die Wiederwahl nicht geschaft hatte, die Rede zur Lage der Nation –
ganz nach amerikanischem Vorbild zelebriert wird. Das ungarische Regime kann
oder will nicht mehr zwischen Partei und Staat unterscheiden. Die Anwesenheit
der Militärs bei der Veranstaltung war laut Gesetz zur nationalen Verteidigung
von 1993 nicht rechtens. Es gibt jedoch eine Ausnahme von dem bestimmten
Paragrafen, der die Teilnahme an Parteiveranstaltungen in Uniform verbietet: „Außerhalb
der Kaserne darf ein Soldat seine Uniform bei einer Parteiveranstaltung nur mit
der Erlaubnis seines Kommandanten tragen.“
Auch diesmal durften an der Veranstaltung, die durch Zäune
und lange Reihen von Bussen vor der Öffentlichkeit und den Medien abgeschirmt
war, nur ausgesuchte Fidesz-Anhänger teilnehmen.
Orbáns Haltung gegenüber dem Militär ist schwer zu
beurteilen. Vor dreißig Jahren erklärte er mehrmals, dass sein Hass auf das
Kádár-Regime während seines einjährigen Grundwehrdienstes zwischen Gymnasium
und Universitätsstudium entstanden sei. Doch Jahrzehnte später geht er nun so
weit, den Militärdienst als etwas zu preisen, das einen Mann zum Mann macht.
Und jetzt will er wohl, das Wohlwollen der der höchsten Generäle für sein
Regime gewinnen.
Es gibt Anzeichen dafür, dass Orbán hart daran arbeitet, die
ungarische Gesellschaft zu militarisieren, angefangen bei Kindern, die eine
militärische Ausbildung erhalten, über die Ermutigung vierzehnjähriger Jungen,
sich an der Militärakademie einzuschreiben, bis hin zum Bau von Schießplätzen im
ganzen Land.
http://hungarianspectrum.org/2020/02/18/orbans-gambit-for-the-political-support-of-the-military/
Deutsche Übersetzung: Pusztastranger
Deutsche Übersetzung: Pusztastranger
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