In der zum Großteil
von Székler-Ungarn bewohnten Kleinstadt Gyergyószentmiklós/Gheorgheni im
rumänischen Siebenbürgen wurden am Freitag Roma-Häuser angezündet.
Ein Gastkommentar
von Boróka Parászka, Mitarbeiterin des Radios Marosvásárhely/Târgu Mureș, Journalistin von Magyar Narancs, 168 óra, Erport.
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Eines der brennenden Häuser. Quelle: www.gyindex.ro |
Die Welt
blickt jetzt auf Budapest und die CEU. Zurecht. In die Kirchen, die
Universitäten und in die eigenen Vier Wände der Menschen sind bisher nur die
entschlossensten Regime eingedrungen. Es gibt keine eindeutigeren Zeichen für
die Allmacht der Herrschenden. Doch neben der Budapester Front (wo Akademiker,
Studenten sich organisieren, Briefe schreiben und mit Solidarität rechnen
können) wurde in Gyergyószentmiklós/Gheorgheni, einer wohl wenigen bekannten
Kleinstadt in Siebenbürgen, eine weitere Front eröffnet. Man kann sie als
Fortsetzung dessen sehen, was in Budapest passiert. Organisierte Gruppen haben
in Selbstjustiz Häuser angezündet. Zum Spektakel wurden auch Zuschauer gerufen.
Vor der versammelten Menge schlug man Frauen und Kinder – laut Berichten klatschten
die Anwesenden Beifall und feuerten den Schlägertrupp an. Die angegriffenen
Männer mussten sich in einer Reihe aufstellen und sich dann niederknien. Die
Presse wurde – auch das wurde von Anwesenden berichtet – bei der Arbeit
gestört, daran gehindert, die Ereignisse zu dokumentieren. Stunden vergingen,
bis aus der benachbarten Komitatshauptstadt Verstärkung für die örtliche
Polizei angekommen war und der Gewalt ein Ende bereitet wurde.
Gyergyószentmiklós,
diese wunderbare, oft im Stich gelassene, verratene Kleinstadt, wo einst mit
den Szeklern eine große jüdische und armenische Gemeinde lebte, ist ein
regionales Zentrum. In der Region Gyergyó und im Gyergyóer Becken tuschelt man
nun, dass sich das Feuer ausbreiten werde, jederzeit könne auch das eine oder
andere Haus in den umliegenden Dörfern brennen. Ich erhalte immer mehr Briefe
von dort Lebenden. Ich erhalte auch Drohungen. Und Hilfeschreie von Lehrern,
Journalisten, Intellektuellen. Auch sie haben - wie die Lehrenden der CEU, die
Studenten, Mitarbeiter - ein ungutes Gefühl, Angst. Doch ihre Ängste hier sind
von ganz anderer Natur. Sie fürchten sich vor der radikaleren Form der Willkür,
der Übermacht der Regierung: der entfesselten Selbstjustiz. Die Peitsche wird
in der Politik geschlagen, doch hier knallt sie und verursacht tiefe, blutende Wunden.
Ich ersuche alle, diese Geschichte in das große Ganze einzufügen. Schaut
gleichzeitig auf Budapest, Gyöngyöspata (1), Olaszliszka (2) und
Gyergyószentmiklós. Denn das hängt alles zusammen. Erkennt die Bedrohung, seht
die Opfer und zeigt Zivilcourage! Für uns alle. Für euch selbst.
(1) In
Gyöngyöspata herrschte ein rechtsradikaler Jobbik-Bügermeister, der 2011 die
Romabevölkerung in seiner Gemeinde wochenlang von unformierten
Rechtsextremisten terrorisieren ließ.
(2) In
Olaszliszka wurde 2006 ein Gymnasiallehrer, der ein Mädchen angefahren hatte,
aber unverletzt blieb, von einem Roma-Mob vor den Augen seiner zwei Töchter zu
Tode geprügelt.
97% liegen, 100% manipulation! Schändlich!
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