Montag, 28. November 2016

Die totale Kontrolle (2)

Auch Pusztaranger wird inzwischen die eine oder andere Info zugetragen. So haben wir davon erfahren, dass vor 3 Wochen das Ministerium für Humanressourcen (zu verstehen als: Ministerium für eh alles), mit seinem Minister Zoltán Balog, der letzte Woche der Welt mitgeteilt hat, dass in Ungarn kein funktionaler Analphabetismus existiere (scheinbar kannte er den Ausdruck nicht), die Presseleute aller Kulturinstitutionen (Theater, Museen) zum Rapport ins Ministerium zitierte, wo diesen mitgeteilt wurde, dass sich niemand ohne Genehmigung vom Ministerium mehr der Presse gegenüber äußern dürfe. Auf den Einwurf, dass es eher schwierig sein würde, Menschen wie der mehrfach ausgezeichneten Schauspiellegende Mari Tőröcsik zu verbieten, sich gegenüber der Presse zu äußern, wurde gesagt, dass nicht vom Ministerium abgesegnete Stellungnahmen absolut nicht erlaubt seien und sich die Presseleute halt etwas überlegen müssten, damit sich niemand aus ihrer Institution eigenmächtig äußere.

Donnerstag, 27. Oktober 2016

Die Zigeuner stinken?

Es geht ein Übungszettel einer Budapester Sprachschule, dessen Authentizität aus verlässlicher Quelle bestätigt wurde, um. In dieser Sprachschule wird auch Ungarisch als Fremdsprache
unterrichtet, der Übungszettel stammt aus dem Unterricht. Scheinbar will man den Lernenden nicht nur die ungarische Sprache, sondern auch die Denkweise näherbringen.

Er sei hier kurz übersetzt.



II. Finde die passenden Paare!



Die Schotten
Satanisten.
Die Russen
ungepflegt.
Die Deutschen
Maffiosi.
Die Araber
Terroristen.
Die Zigeuner
trinken und feiern Party.
Die blonden Frauen
dumm.
Die Fußballspieler
Nazis.
Die Italiener
präzise.
Die Franzosen
Frauenhasser.
Die Musiker
geizig.
Die Juden
stehlen.
Die Arbeiter
laut.
Die Studenten
Alkoholiker.
Die Rocker (und alle die schwarz tragen)
stinken.
Die Punks
nehmen Drogen.
Die Nordeuropäer
durchtrieben.



Quelle.

Montag, 10. Oktober 2016

Der Zaun rund um Pécs

Stimmungsbilder - Viktor Orbans Angst- und Schreckensherrschaft erreicht jetzt auch 7-jährige Schulkinder. Eine kleine Geschichte am Rande der ungarischen Volksabstimmung vom 2. Okt. 2016.

Gastbeitrag

Wir alle wissen, am 2. Okt. 2016 war das ungarische Wahlvolk dazu aufgerufen, über die Ansiedlung nichtungarischer Menschen auf ungarischem Staatsgebiet abzustimmen. Genau lautete die Frage, ob durch den Rat der EU mit Sitz in Brüssel auch der Republik Ungarn Asylbewerber zur Aufnahme zugewiesen werden können. Dazu gab es eine monatelange Kampagne der ungarischen Regierung und Medien, die die Bevölkerung täglich mit Schreckensszenarien aus anderen europäischen Städten konfrontierte. Dazu folgende kleine Geschichte: 

Opa, bereits seit langem Rentner, holt seine kleine Enkeltochter in Pécs an der Schule nach dem Unterricht hat. Das kleine Mädchen, gerade mal 7 Jahre alt, wünscht sich sehnlichst eine kleine Spielzeugfigur, die es zur Zeit als Präsent bei einem großen Lebensmitteldiscounter gibt. Alle Schulkameradinnen haben bereits solche Figuren, also möchte Kira auch wenigstens eine haben. 
Opa geht mit Kira zur entsprechenden Filiale, auf dem Weg ist die Freude groß. Doch jähes Entsetzen im Geschäft: die Figuren sind ausverkauft! Kira weint. Kira ist das einzige Mädchen der Schulklasse ohne eine dieser Figuren.... Opa zerreißt es fast das Herz und er entschließt sich, das Auto zu nehmen und in eine andere Filiale zu fahren, in eine der kleinen Nachbarstädte. Die sind zwar alle 40 – 50 km entfernt, doch was soll's, das Weinen des 7-jährigen Enkelkinds ist herzerweichend. 
Opa und Kira gehen zum Auto. Plötzlich stoppt Kira und sagt: "Opa, das geht doch gar nicht! Wir können nicht nach Komló fahren!" und weint noch mehr. 
Opa fragt seine Kira: "Warum denn nicht, das Wetter ist schön und das Auto in Ordnung." Da sagt Kira: "Nein, Opa, wir können nicht aus Pécs hinausfahren! Um Pécs herum ist ein großer Zaun, damit die Migranten nicht hereinkönnen. Da kommen wir nicht durch und draußen ist es gefährlich!" 
Opa ist zunächst sprachlos. Dann fragt er seine kleine Kira, woher sie das dann wisse? Kira sagt: "Im Fernsehen werden jeden Tag der große Zaun, Soldaten und Polizisten gezeigt, die aufpassen, dass die vielen bösen Menschen hinter dem Zaun bleiben. Und dann sagt ein Mann, wenn wir nicht wollen, dass diese Leute in unsere Stadt kommen, müssen wir am Sonntag zur Volksabstimmung gehen. Und überhaupt, auch auf jedem Bus hier, sogar auf den Schulbussen, ist ein Plakat, dass am Sonntag Volksabstimmung ist und alle hingehen müssen."

B.Sch.

Freitag, 8. Juli 2016

»Wir wollen Bäume, keine Stümpfe!«



Presseinformation
                                                                                                                     
»Wir wollen Bäume, keine Stümpfe!«

Auch in Berlin lebende Ungarn protestieren gegen die geplante Abholzung von etwa 1000 Bäumen im Budapester Stadtwäldchen (ungarisch: Városliget). Die Kundgebung findet am Samstag, 9. Juli um 17 Uhr vor der Ungarischen Botschaft in der Nähe vom Brandenburger Tor statt.

»Fälle nicht alle Bäume!« – dieses uralte und doch wieder aktuelle Lied des ungarischen Musikers Levente Szörényi macht seit einigen Tagen auf Facebook die Runde. In Berlin lebende Ungarn haben nun genau diese Botschaft an die Adresse der Regierung von Viktor Orbán. Die für Samstagnachmittag geplante Demonstration ist ein Ausdruck der Solidarität mit den Demonstranten in Budapest und gleichzeitig eine Aktion, um die Aufmerksamkeit der europäischen Medien zu erregen.


 


Auf Facebook bitten die Organisatoren darum, zur Demonstration so viel wie möglich mitzubringen, womit man den Geist und das Ziel der Aktion vergegenwärtigen kann: Fahrräder, Grills, Bälle, Decken oder Hunde. Sachen also, die man auch in den Park mitnehmen würde. Mit den Bildern, die bei der Kundgebung entstehen sollen, wollen die Organisatoren die Aufmerksamkeit der deutschen und der ungarischen, aber auch anderer europäischen Medien auf den Konflikt lenken, bei der es nicht nur um den Schutz von etwa 1000 Bäumen geht, sondern auch um einen Bauplan, der die Meinung der großen Mehrheit der Budapester Bevölkerung ignoriert. Bei dieser abermals willkürlich beschlossenen und profitgierigen Investition der ungarischen Regierung können die Berliner Demonstranten auch nicht das Argument akzeptieren, dass es sich bei den im Stadtwäldchen geplanten Monsterbauten um eine Investition in die Kultur handeln würde. Die Kulturpolitik der letzten Jahre zeugt nämlich genau vom Gegenteil. Sie ist geprägt von der Kastration der vielfältigen, kreativen, experimentierfreudigen und spannenden ungarischen Kultur, von der Einführung der indirekten Zensur und von der Vergewaltigung der Demokratie.


Kontakt: Farkas Eszter
Tel.: 00-49-176-6717-2535
Sprachen: Deutsch, englisch, ungarisch

Valaczkay Gabriella:
Tel.: 00-49-179-623-9198
Sprachen: Deutsch, englisch, ungarisch

Berlin, den 8. Juli 2016