Donnerstag, 8. März 2018

Weiß und christlich - János Lázars Wienausflug

Der ungarische Kanzleramtsminister war in Wien-Favoriten und hat einen Wahlkampffilm gedreht, in dem er die "fürchterlichen Zustände" zeigt, die in Ungarn eintreten werden, wenn die Opposition die Wahl gewinnt. Diese Aktion erinnert ein wenig an die nordkoreanischen Propagandasendungen über die USA, in denen davon gesprochen wird, dass die Leute in den USA hungern und auf den Straßen schlafen.
Das Video erschien auf János Lázárs Facebookseite, verschwand aber einen Tag später von dort, man sagte, facebook habe es als Hassposting klassifiziert und heruntergenommen. Das klingt, wenn man facebooks Zensurpolitik kennt, ein wenig eigenartig. Jedenfalls wird dadurch die Wahlkampfmaschinerie in Gang gehalten, weil schon erste Stimmen zu vernehmen sind, dass sich facebook (das Ausland) in den ungarischen Wahlkampf einmische, ja Lázár hat auch schon verlautbart gegen die "Zensur" im europäischen facebook-Hauptsitz zu protestieren. Man dürfe, wie man sehe, keine aufrichtige Meinung über die wirklichen Zustände äußern, meinte der Kanzleramtsminister und bediente damit ein wohlbekanntes rechtsextremes Narrativ. (Das Video ist inzwischen wieder online.)

Hier sei nun wiedergegeben, was János Lázár in seinem Film erzählt:


"In diesem bekannten Wiener Bezirk hat es vor 20 Jahren noch keinen Einwanderer gegeben, heute gibt es Weiße und Christen hier nur mehr im Pensionsalter. Alle anderen sind Einwanderer. In Österreich ist die Zahl der Einwanderer auf 700.000 angewachsen, viele von ihren wohnen in diesem Viertel von Wien. Hier sehen wir, wie Budapest in 20 Jahren aussehen wird, wenn die Oppositionsparteien Einwanderer nach Ungarn lassen. Wir arbeiten daran, das zu verhindern. Ich habe versucht, mich bei einigen Einwanderern zu erkundigen, wie das Leben hier ist, wie sie sich in Wien fühlen, es konnte aber keiner darauf antworten, weil keiner Deutsch sprach. Wenn Migranten ins Land kommen, entsteht, so zeigt es die Erfahrung, eine Stadt innerhalb der Stadt und die Einwanderer bestimmen das Leben der Gemeinschaft. In Wien gibt es viele Schulen, in denen man keine weißen, Wiener Kinder mehr findet, nur Kinder muslimischer Einwanderer und aus dem Nahen Osten. Diese Einwanderer-Gemeinschaften verändern das traditionelle Stadtbild vollständig. Die Straßen sind hier ganz offensichtlich schmutziger, das Viertel ärmer und es gibt viel mehr Kriminalität. Die Einwanderer haben die Umgebung an sich angepasst. Die weißen, christlichen Österreicher sind weggezogen und die Einwanderer haben die Kontrolle über dieses Viertel übernommen. In diesen Vierteln ist die Unordnung, wie ich heute gesehen habe, wesentlich größer. Es gibt viel mehr Müll auf den Straßen, Schmutz, Dreck und die wenigen Wiener, die noch hier leben, sagen, dass es hier viel mehr Kriminalität gibt und sie in Angst hier leben. Die große Frage ist, was für eine Zukunft auf uns Ungarn, auf uns ungarische Stadtbewohner zukommt. Wenn wir die Migranten ins Land lassen und sie in unseren Städten leben, wird das Folgen haben: Kriminalität, Verelendung, Schmutz, Dreck, unerträgliche Zustände in den Städten. Wenn die Migranten nach Ungarn kommen, ist so eine Entwicklung nicht zu verhindern."

Und das ganze wird noch ein wenig absurder: Jobbik, die ungarischen Rechtsradikalen, hat sich in einer Presseaussendung von der Fidesz-Propaganda distanziert.

"Jobbik hält das am Dienstagabend veröffentlichte, seither gelöschte Wien-Video des Kanzleramtsministers János Lázár, für unwürdig und nachteilig für die ungarisch-österreichischen Beziehungen. Österreich ist unser historisch, wirtschaftlich und kulturell wichtiges Partnerland, außerdem verabschiedete die österreichische Regierung gerade in der jüngsten Vergangenheit mehrere, die Einwanderung beschränkende Maßnahmen, die auch Zustimmung von ungarischer Seite fanden.
Laut Erhebungen zählt Wien zu den lebenswertesten Städten der Welt, nicht umsonst wählten viele Ungarn, die ihr Heimatland laut Premier Viktor Orbán wegen „Abenteuerlust” - laut Jobbik gezwungenermaßen - verließen, Österreichs Hauptstadt als ihren Wohnort. Die ungarische Regierung hat offensichtlich nur mehr eine einzige Botschaft an ihre Wähler: Dafür nützt sie das reale Problem der Einwanderung und verflogt kurzfristige innenpolitischen Ziele. Unter dieser Kriegskommunikation leiden auch unsere diplomatischen Beziehungen.
Die Partei Jobbik verurteilt das gegen Wien gerichtete Hetzvideo und ich entschuldige mich hierfür auch im Namen Viktor Orbáns bei den Österreichern.

Gábor Vona
Ministerpräsidentenkandidat von Jobbik"